Sicher zur Schule: So gelingt der Schulweg für Kinder nach den Herbstferien
Die Schule beginnt wieder – höchste Zeit, den sicheren Schulweg in den Fokus zu rücken
Wenn nach den Herbstferien die Schule wieder beginnt, wird es auf Strassen, Trottoirs und an Bushaltestellen voller. Für tausende Kinder startet nicht nur der Unterricht, sondern auch ihr täglicher Weg zur Schule – oft zu Fuss oder mit dem Velo. Gerade für die Kleinsten ist dieser Weg eine Herausforderung. Denn Kinder sind keine kleinen Erwachsenen: Sie denken anders, sehen anders, handeln anders.
Der Schulweg ist für Kinder ein wichtiger Lernraum – aber auch ein Ort, an dem sie Risiken ausgesetzt sind. Rund 760 Kinder bis 14 Jahre verunfallen jährlich zu Fuss, mit dem Trottinett oder dem Velo. Bei Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren sind es rund 225 pro Jahr. Besonders alarmierend: 40 % dieser Unfälle passieren auf dem Schulweg.
Der Weg zur Schule ist also mehr als nur ein tägliches Ritual – er ist ein gemeinsames Sicherheitsprojekt. Eltern, Verkehrsteilnehmende, Schulen, Polizei und Gemeinden tragen gemeinsam Verantwortung.
Schon gewusst?
Viele wichtige Fähigkeiten für den Strassenverkehr wie Aufmerksamkeit, Gefahreneinschätzung oder das richtige Reagieren in Stresssituationen entwickeln sich bei Kindern erst mit der Zeit. Früh üben lohnt sich – und schützt.
Warum Kinder besonders gefährdet sind
Kinder im Vorschul- und Schulalter nehmen ihre Umgebung anders wahr als Erwachsene. Das erhöht das Unfallrisiko – vor allem im Strassenverkehr, wo schnelles, situationsgerechtes Handeln gefragt ist.
Diese Eigenschaften machen den Schulweg riskant:
- Impulsives Verhalten: Kinder reagieren spontan, ohne immer die Folgen zu bedenken.
- Eingeschränktes Sichtfeld: Kinder sind kleiner – das wirkt sich auch auf ihre Rundumsicht aus.
- Schwierigkeiten beim Einschätzen von Distanzen und Geschwindigkeiten: Ein heranfahrendes Auto wird oft zu spät wahrgenommen.
- Schwierige Geräuschlokalisierung: Sie hören ein Fahrzeug, wissen aber nicht, aus welcher Richtung es kommt.
- Verspieltheit: Eine Pfütze, ein Schmetterling oder ein Schulfreund – und die Aufmerksamkeit ist weg vom Verkehr.
Auch bei Jugendlichen gibt es Risiken:
- Ablenkung durch Handy oder Musik
- Fehlendes Risikobewusstsein
- Ungenügende Sichtbarkeit im Dunkeln
- Unsicheres Fahren mit dem Velo
- Kein oder falsch getragener Velohelm
Was Eltern tun können
Eltern spielen eine zentrale Rolle in der Vorbereitung auf den Schulweg. Wer früh beginnt, schafft Sicherheit und Vertrauen.
So bereiten Sie Ihr Kind optimal vor:
- Den Schulweg gemeinsam üben – und zwar mehrmals vor Schulbeginn.
- Den sichersten Weg wählen, nicht den kürzesten. Schulwegpläne der Gemeinde können helfen.
- Pufferzeit einplanen, damit das Kind nicht unter Zeitdruck steht.
- Reflektierende Kleidung: Helle Kleidung und reflektierendes Material an Rucksack oder Jacke erhöhen die Sichtbarkeit.
- Zu Fuss statt im Auto: So lernt das Kind den Verkehr besser kennen.
- «Pedibus» organisieren: Gemeinsam mit anderen Eltern den Weg in einer Gruppe zurücklegen – sicherer und sozialer.
Der Beitrag der Verkehrsteilnehmenden
Alle, die mit dem Auto, Velo oder Motorrad unterwegs sind, tragen Verantwortung – besonders in der Nähe von Schulen, Haltestellen und Fussgängerstreifen.
So helfen Sie mit, Unfälle zu vermeiden:
- Reduzieren Sie das Tempo, besonders im Umfeld von Schulen.
- Rechnen Sie jederzeit mit plötzlichen Richtungswechseln von Kindern.
- Halten Sie Abstand zu Kindern am Strassenrand.
- Blockieren Sie keine Fussgängerstreifen oder Trottoirs.
- Fahren Sie besonders vorsichtig bei Dämmerung oder schlechten Sichtverhältnissen.
Auch Schulen, Polizei und Behörden sind gefragt
Schulen können:
- den Schulweg am Elternabend thematisieren
- Verkehrserziehung regelmässig im Unterricht integrieren
- sich mit der Gemeinde abstimmen und sichere Schulumfelder schaffen
Polizei:
- bietet Verkehrsinstruktionen und Übungen mit Kindern an
- unterstützt Eltern und Schulen mit Infomaterialien und Schulwegplänen
Behörden und Gemeinden:
- sollten Schulwegpläne entwickeln und aktuell halten
- für verkehrsberuhigte Zonen im Schulumfeld sorgen
- gefährliche Übergänge entschärfen und Sichtachsen freihalten
Pedibus – die sichere Gehgemeinschaft
Ein Pedibus ist eine Gruppe von Kindern, die gemeinsam zu Fuss zur Schule geht – begleitet von Erwachsenen. Es gibt feste Routen und «Haltestellen», an denen Kinder «zusteigen» können. Der Pedibus fördert Selbstständigkeit, Sicherheit und Bewegung.
Die fünf wichtigsten Tipps auf einen Blick
- Üben Sie den Schulweg mit Ihrem Kind – frühzeitig und mehrfach.
- Wählen Sie den sichersten Weg, nicht den kürzesten.
- Achten Sie als Fahrzeuglenker besonders in der Nähe von Kindern auf maximale Vorsicht.
- Sprechen Sie in Schule und Elternhaus regelmässig über den Schulweg.
- Unterstützen Sie als Behörde oder Schulleitung aktiv sichere Schulwegkonzepte.
Fazit: Sicherheit ist Teamsache
Ein sicherer Schulweg ist keine Selbstverständlichkeit – aber machbar. Er beginnt nicht am ersten Schultag, sondern mit Vorbereitung, Übung und Aufmerksamkeit aller Beteiligten. Wenn Kinder sich sicher und selbstbewusst im Verkehr bewegen können, stärkt das nicht nur ihre Sicherheit, sondern auch ihr Selbstvertrauen.
Darum gilt jetzt: Augen auf im Strassenverkehr – die Schule beginnt wieder.
Quellen: Polizei.news-Redaktion / BFU / VSR /
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